Blau-Museum: Das Biedermeier-Bauernhaus in der Hebelstraße stand gut fünf Jahre leer / Der Verein Blau baut es jetzt zu einem Museum um / Am Tag des Denkmals offen
Da blüht den Besuchern ein blaues Wunder
Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Gruler
Elisabeth Fränznick freut sich über die ersten Entdeckungen, die sie baulicherseits im künftigen Blau-Museum in der Hebelstraße gemacht hat. Das einfache Bauernhaus aus der Biedermeierzeit (Baujahr 1842) scheint geschaffen für das Thema. Denn unter den Fenstern zur Straße gibt es Holzvertäfelungen, im Hof Türen und in der früheren Küche eine ursprüngliche Bemalung mit blauen Blüten, die jetzt zum Vorschein kamen.
Seit gut fünf Jahren ist das städtische Haus jetzt schon leer. Wasser und Strom waren abgestellt, entsprechend ist der Zustand der Räumlichkeiten. Aber das macht der Architektin Elisabeth Fränznick und ihrem Team nichts, denn sie haben die Vorstellungskraft und die Fachkenntnis, die bis nächstes Frühjahr dafür sorgen könnte, dass die erste “Blau-Ausstellung” hier eröffnet werden könnte.
“Erst einmal wollen wir das Erdgeschoss als Rundgang konzipieren”, so Fränznick. Dafür wurde in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz eine alte Tür wieder freigelegt. So kann ein Rundgang von Zimmer zu Zimmer angeboten werden. Das frühere Bad in einem Holzanbau wird wohl dem künftigen Fluchtweg weichen müssen und in der Remise im Hof könnte einmal ein kleines Café entstehen. Schon jetzt wurden die ersten blauen Pflanzen in den Innenhof gebracht, der künftig zum “blauen Biotop” werden soll. Auch ein museumspädagogischer Bereich, den Elfriede Lechner konzipiert, könnte zusätzlich entstehen.
“Wenn wir damit bis Frühjahr 2015 fertig werden, haben wir schon ein gutes Stück geschafft”, sind sich Lechner und Fränznick einig. Damit es vorwärts geht, hoffen die Ehrenamtlichen vom Verein und vom Freundeskreis auf viele Helfer und auf Sponsoren. “Es wäre ganz toll, wenn uns Handwerksfirmen mit Material und Arbeitskraft kostengünstig oder gratis unter die Arme greifen würden. Und wir sind auch dankbar, wenn Privatpersonen mit anpacken”, sagt Elisabeth Fränznick. Natürlich werden die Sponsoren später im Museum und auf der Homepage einen Ehrenplatz bekommen, verspricht sie.
Wie es dann weitergeht, wird sich zeigen. An erster Stelle steht die Genehmigung für die Umnutzung, die wir bei der Stadt beantragen müssen. Dann muss die Frage geklärt werden, ob und wie das Obergeschoss, wo die Stadt früher einige Zimmer für Praktikanten und in Not geratene Menschen hatte, genutzt werden kann. Die Museumsmacher träumen hier von einem großen durchgängigen Raum. Und im Keller könnte eine “Blaue Grotte” an Capri erinnern – aber das ist noch ein Traum des Künstlerischen Leiters des Vereins, Dr. Dietmar Schuth.
Er ist auch bereits dabei, Ausstellungsstücke zusammenzutragen. Der Autor des Blaulexikons hat ja selbst einen großen Fundus blauer Kunstwerke und besonderer Alltagsgegenstände. Und er ist derzeit auf der Suche bei Versteigerungen und im Gespräch mit Sammlern. Später soll es dann auch Aufforderungen zu bestimmten Themen für die Bevölkerung geben, Kaffeekannen oder Vasen in allen möglichen Blautönen zur Verfügung zu stellen. Kein einfaches Unterfangen. So erzählt Elisabeth Fränznick die Geschichte von der Nivea-Dose: Dr. Schuth wollte die älteste Dose, die ja für ihr charakteristisches Blau berühmt ist, kaufen. Problem: Die älteste Nivea-Dose war gar nicht blau – so ein Ärger.
Dass die Farbe Blau Menschen bewegt und von großer Anziehungskraft ist, davon kann Elfriede Lechner ein Lied singen. Sie hat ja an ihrer ehemaligen Schule ein großes Projekt “Blau” initiiert: “Es war unglaublich, wie gut die Schüler mitgemacht haben, welche Ideen sie hatten und was sie alles wissen wollten. Ich glaube auch, dass es für Erwachsene spannend sein kann, und würde gerne auch ihnen museumspädagogische Angebote machen”, sagt sie.
© Schwetzinger Zeitung, Donnerstag, 04.09.2014